Friesland mit der Aphrodite

In den vergangen drei  Jahren haben wir immer mal wieder ein Stück Friesland mit dem Segelboot erkundet. In diesem Jahr war es ein wenig anders, denn Marcels Familie war mit dabei. Marcels Vater hatte ein Motorboot im holländischen Urk für uns sechs gechartert.

Wir waren pünktlich am Samstag um 9:00 Uhr morgens vor Ort und konnten so das Boot zügig übernehmen und alles einräumen. Dummerweise waren das auch schon die guten Nachrichten, denn wir saßen fest! In die eine Richtung lag das IJsselmeer, aber der Wind war so stark, dass der Vercharterer niemanden dorthin ließ. Im Grunde kein Problem, denn wir hätten auch gern den Kanal in die andere Richtung genommen, also ins Landesinnere. Während wir aber gerade das Ablegemanöver vorbereiteten, rief uns der Skipper vom Nachbarboot zu, dass die Zugbrücke, die für uns geöffnet werden müsste, defekt sei. Wir hatten also keine andere Wahl, als auf die Reparatur zu warten. Es dauerte und dauerte. Wir nutzten die Zeit zum Einkaufen in der Stadt, aber wollten natürlich endlich los. Zur Mittagszeit wurde dann vom Vercharterer gebackener Fisch verteilt, welcher nach einhelliger Meinung ziemlich lecker und dementsprechend deutlich zu wenig war. Letztlich war die Brücke erst um 17:30 Uhr repariert – deutlich zu spät, um eine Tagesetappe zu beginnen, sodass wir die erste Nacht im Hafen des Vercharterers verbrachten.

Am nächsten Tag legte sich der Wind und wir passierten zunächst zwei Brücken und schließlich die »Urker sluis« (Schleuse) ins IJsselmeer. Wir wollten die »Randmere« befahren, also die Wassermassen um Flevoland herum, die übrig gelassen wurde, als Flevoland dem IJsselmeer (damals Zuidersee, Teil der Nordsee) abgetrotzt wurde. Wie man auf der GPS-Strecke in der Karte unten sehen kann, haben wir den Plan bereits nach ein paar Kilometern verworfen, denn um uns herum sah doch alles etwas langweilig aus und es ziehen Wolken auf. Kaum haben wir zur Mittagspause unser Eis in Kampen aufgegessen, fängt schon der Regen an und begleitet uns bis Zwolle. In Zwolle ist Jahrmarkt, aber nach dem Abendessen im Pannekoekenschiff sind wir doch etwas zu vollgefuttert, um uns im beeindruckenden 70m hohen Karussel über Kopf durch die Gegend schleudern zu lassen.

Das morgige Ablegemanöver, um Zwolle zu verlassen, gestaltet sich knifflig, denn wir liegen mit Rückendwind in einem engen Kanal, vor uns ein Schiff, hinter uns ein Schwimmponton, auch die andere Kanalseite ist voll und geradeaus versperrt eine feste Brücke den Weg. Irgendwie mussten wir also auf der Stelle drehen und dann gegen den Wind rausfahren. Nach umfangreichen Planungen, die unter anderem involvierten, dass einer von uns eine Leine auf dem Ponton entgegennimmt, beobachten wir, wie die Crew vor uns »einfach so« (Leinen los, Gas geben) ablegt und machen es genauso. Es funktioniert problemlos!

Am Montag legen wir in Meppel an, eigentlich nur zur Mittagspause. Der Restaurantbesuch musste spontan nach drinnen verlegt werden, um den Regenschauern auszuweichen. So richtig einladend ist das Wetter also nicht, die Stadt dafür umso mehr, und wir bleiben auch zur Nacht hier.

Am Dienstag spielt das Wetter nicht viel besser mit: Fünf Minuten nach dem Ablegen bricht ein Gewitterschauer über uns herein, welches sich gewaschen hat. Den Außensteuerstand zu benutzen, wird unangenehm und wir wechseln nach unten. Dummerweise beschlagen hier alle Scheiben sofort und alle, die nicht am Steuer stehen, bewaffnen sich mit Lappen, um halbwegs klare Sicht zu machen. Nicht, dass es viel bringen würde, denn draußen kann man auch nicht weiter als 100 m schauen.

Noch ein Tipp zu unserem nächsten Tagesziel Steenwijk: Geht als Vegetarier nicht ins »Tennessee«, die Auswahl ist noch beschränkter als in manch anderen Restaurants und selbst der Koch wusste nicht weiter – trotz Hinweis in der Karte, man solle nach entsprechenden Gerichten fragen. Der Erdbeerkuchen, den wir uns selbst gekauft hatten, war dagegen das Highlight des Tages. Lecker!

Auch die Kibbelinge in Ossezijl, die wir am nächsten Tag kauften, sind absolut zu empfehlen und wurden mit viel Geduld vor unseren Augen zubereitet. Auch lecker!

Über die Stationen Echtenerbrug, Heeg und Sloten erreichten wir am Freitag Mittag die Schleuse in Lemmer. Dahinter kam gleich die zweite Schleuse, die wir nehmen wollten, um nach Urk zurückzukommen, denn heute mussten wir das Schiff wieder abgeben. Nach ein paar Minuten in der Schleuse merkten wir, dass etwas nicht stimmte: Die Schleusentore hinter uns schlossen sich nicht, sondern bewegten sich nur ein paar Zentimeter, um dann wieder aufzugehen. Seit dem 1.1.2014 werden die Brücken und Schleusen in dieser Gegend nur noch fernbedient. Das rächte sich jetzt: Wie ein Anruf klärte, war das Tor kaputt und wir hätten auf einen Mechaniker warten müssen. Nach unserer Erfahrung mit der Brücke am ersten Tag beschlossen wir, höchstens eine Stunde zu warten und dann stattdessen übers IJsselmeer zu fahren, denn diese Option hatten wir zum Glück. Wie zu erwarten kam niemand und so fuhren wir – mal wieder – auf einer anderen Route als geplant, erreichten aber pünktlich den Hafen des Vercharterers.

Insgesamt habe ich diesen Urlaub als etwas chaotisch und manchmal hektisch in Erinnerung, aber auch mit vielen sonnigen Momenten und schönen, ruhigen Abenden, an denen es manchmal »wie früher« war.

 

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