Zugegeben, es war nicht allein unsere Idee. Oder anders gesagt, alleine hätten wir das nicht gewagt. Unsere neuen Nachbarn an der Mitsommerwiese hatten angesichts des Apfelreichtums in unserer beider Gärten angeregt, dass wir uns doch mal zusammen eine Apfelpresse kaufen könnten. Nach einer kurzen Umfrage im Inselforum fanden wir ein paar weitere Interessenten zur Beteiligung und schritten zur Tat. Es gibt Geräte für den Haushalt, die etwa 10 l Äpfel verarbeiten können, wir entschieden uns für die hydraulisch betriebene Presse mit 50 l Volumen. Wenn, dann richtig.
Schon die Abholung war für uns ein kleines Abenteuer, denn um die Presse noch zum Wochenende zu bekommen, entschieden wir uns die Presse samt Zubehör selber vom Paketzentrum Stockholm abzuholen. Es war nicht ganz klar, ob alles ins Auto passt, auch weil die komplette Familie im Auto saß. Zur Not müsste wohl etwas auf den Dachgepäckträger. Die Presse alleine wiegt 50 kg und als uns dann eine Palette hingeschoben wurde, war klar, dass etwas Puzzeln angesagt war. Marcel parkte unseren Wagen passend an der Laderampe. Mit der Presse allein war dann der Kofferraum bereits voll. Das zweitgrößte Paket beinhaltete den Häcksler – auch nochmal über 20 kg. Im dritten Karton war ein Filtertuch und eine Menge von Bag-in-Box-Beuteln, in die wir den Saft füllen wollten. Ohne diesen dritten Karton zu öffnen, hätte es wohl nicht geklappt, aber schließlich war alles (und jeder) verstaut.
Am darauffolgenden Sonntag hatten wir dann die erste Probe, als Großereignis mit einer Schar Kinder und mindesten drei Familien, die mehr oder weniger mithalfen. Unsere Nachbarn hatten passend einen Apfelkuchen zur Stärkung gebacken. Ich hatte 60 kg Äpfel vorbereitet, d.h. gewaschen und selektiert. Andere brachten nochmal 10 kg und vom Nachbargrundstück durften wir auch noch ein paar Äpfel spontan sammeln, so hatten wir insgesamt gleich an die 90 kg, also ausreichend für knapp zwei Durchgänge mit der Presse. Die Kinder standen Schlange, um zunächst die Äpfel in den Häcksler zu schmeißen und natürlich, um den ersten Saft zu probieren. Der erste Schluck – einfach umwerfend. So reichhaltig, süß und samt auf der Zunge hatte ich noch keinen Apfelsaft zuvor erlebt. Klar, dass wir einige Liter sofort verteilten. Für uns wurden es dann an diesem Tag etwa 35 l, mit denen wir all unsere mitgebrachten Gefäße füllten.
An den drei darauffolgenden Wochenenden ließen wir unseren Nachbarn den Vortritt, aber beteiligten uns immer wieder mit einer Menge von Äpfeln, die wir in Saft umsetzten. Unsere Äpfel im Garten reichten dazu zwar nicht, aber eine weitere Nachbarin hat einen ihrer Bäume für interessierte Sammler freigegeben. Da haben wir alleine 130 kg über die Wochen aufgesammelt. Insgesamt für diese Saison müssen es für uns ca. 120 l Saft geworden sein, exakt lässt sich das nach diversen Kostproben nicht mehr bestimmen. Die zurückgebliebenen, trockenen Apfelstücke sollten eigentlich Hühnern gefallen, aber auf der Insel wollte das keiner seinem Federvieh anbieten. So landeten die Reste auf dem Kompost, wo sich zumeist die Rehe darüber freuten. Eine Idee ist allerdings auch die Stücke mit Wasser aufzugießen und Wein darauszumachen, aber das Hobby überlassen wir anderen.
Noch fehlt uns der passende, große Topf zum Pasteurisieren und professionellen Abfüllen, so war das bei uns noch mit etwas mehr Arbeit verbunden. Und ja, ein wenig geht dabei von dem tollem Geschmack anfangs verloren. Aber der Großteil bleibt uns nun hoffentlich für den Winter erhalten.