Besonders komfortabel an unserem Urlaub war die kurze Anreise mit dem Auto von unter einer Stunde. Dann waren wir schon in Bullandö, einem kleinen Hafen östlich von Stockholm. Dort hatten wir eine Segelboot für zwei Wochen gemietet, eine »Compis 28«. Diese beluden wir mit unserem Gepäck inklusive zweier Klappboxen gefüllt mit Nahrungsmitteln. Schließlich wollten wir uns hauptsächlich selbst versorgen. Spannend war noch, wie sich die Lucy auf dem Boot verhalten würde, denn vorher war sie noch nie auf einem so kleinen Boot.
Obwohl wir an dem Nachmittag nach einer kurzen Nacht und unseren Umzug ziemlich müde waren, ließen wir es uns nicht nehmen, sofort abzulegen. Etwas Sorge hatten wir schon, denn wie man an einer Schäre (also am Felsen) anlegt, wussten wir nur aus der Theorie: Erst sucht man eine passende Stelle, an der das Wasser tief genug ist, man aber vom Bug aus gut an Land kommt. Dann fährt man im rechten Winkel auf den Felsen zu und wirft früh genug den Heckanker. Vorne schaut einer und gibt Bescheid, sobald man nah genug ist, dann wird die Ankerleine belegt. Vorne macht man dann mit zwei oder mehr Leinen fest. Ist ein Baum in der passenden Entfernung, ist das besonders einfach, ansonsten schlägt man mit dem Hammer Felsnägel in eine der vielen Felsspalten. Wie gesagt, aus Erzählungen und Zeitschriften war uns das soweit bekannt. Unbedarft wie wir waren wählten wir auch prompt eine Stelle mit leichtem Seitenwind aus, sodass uns das Manöver drei Anläufe und Romina einen nassen Fuß kostete. Aber – wir waren fest und hatten eine Insel für uns allein! (Durchmesser: ca. 50–m)
Am zweiten Abend klappte es etwas besser, denn zumindest blieben die Füße trocken. Eine weitere Herausforderung in den Schären ist der Wasservorrat. Wir hatten an Bord eine Tank mit etwa 100 l Volumen, aber dank unserer Übermüdung bei der Abfahrt hatten wir tatsächlich vergessen diesen aufzufüllen. Nur der transportable 10-l-Kanister war voll. Zum Spülen reicht meistens das Ostseewasser, welches mit Hilfe einer Fußpumpe in unsere eingebaute Spüle geleitet wurde. Trinkwasser ist auf den Inseln knapp, weshalb wir bereits am zweiten Tag Grinda, eine der bekanntesten Inseln, ansteuerten. Dort gibt es einen Hafen, an dem man sich auch begrenzt (20 l pro Person) mit Trinkwasser versorgen kann. Da wir zusätzlich Mineralwasser und ein paar weitere Getränke hatten, reichte dieser Vorrat sogar über die gesamten zwei Wochen.
Unser Hund an Bord hat sich schnell eingelebt. Unsere Fahrten waren ihr zu langweilig und die verschlief sie daher. Nach fünf bis sechs Stunden machten wir regelmäßig Rast oder steuerten bereits unseren nächtlichen Liegeplatz an. Dann wurde sie wach und wenn wir dann nach dem Anlegen die Insel erkundeten, drehte sie richtig auf. Selten waren andere Hunde da, sodass wir sie frei laufen lassen konnten. Nur bei ihren Klettertouren über die Felsen war uns nicht ganz geheuer, denn die Lucy traute sich einiges zu. Zum Glück waren die ersten Tage trocken, sodass es nicht zu unverhofften Rutschpartien kam.
Jede Insel war irgendwie anders, mal mehr, mal weniger Ameisen, mal nette mal fiese, aber auf den meisten Inseln mit Wald fanden wir reife, leckere Blaubeeren. Einmal konnten wir sogar die beliebten Walderdbeeren, hier Smultron genannt, pflücken und im tiefsten Dickicht einer abgelegenen Insel stolperten wir sogar über die »Moltebeeren«, Hjortron auf Schwedisch. Rein geschmacklich also schon ein gelungener Urlaub!
Die täglichen Fahrten blieben anspruchsvoll, da man in den Schären fast ununterbrochen auf eine Karte schauen muss, um die Wassertiefe auf dem geplanten Kurs zu prüfen. Oft gibt es anscheinend offene Wasserflächen, in denen aber Unterwasserfelsen bis 1m oder weniger unter die Oberfläche ragen. Selbst bei nur 1,5m Tiefgang, wie wir ihn hatten, muss man also genau hinschauen! Da natürlich alles, was über oder unter dem Wasser ein Hindernis darstellen könnte, in den Karten verzeichnet ist, umschifften wir sicher die Untiefen. Nur an den Anlegeplätzen wurde es manchmal etwas knapp und der Kiel berührte leicht den Boden. Dann mussten wir uns für die Nacht etwas vom Felsen wegziehen, indem wir die Ankerleine kürzten.
Besonders einsam war es auf den Inseln oft nicht, nur in den ersten Tagen konnten wir unsere Anlegemanöver ohne Zuschauer üben. Später lagen wir nicht selten mit dem Boot Seite an Seite zu weiteren Urlaubern. Das war zur Abwechslung aber auch nett und wir waren auch sehr dankbar dafür, wenn jemand an Land eine Leine beim Anlegen entgegennahm. Wir hatten die ganze Zeit über viel Glück mit dem Wetter und so auch sehr erholsame Tage. Selbst in der Ostsee konnten wir regelmäßig baden. Das war ja uch nötig, denn eine Dusche hatten wir nicht. Ganz so mutig wie die Schweden waren wir dann aber doch nicht: Reinspringen, rausklettern, einseifen, noch mal reinspringen, wieder raus. Das dauert keine drei Minuten!
Natürlich ist selbst so ein zweiwöchiger Urlaub, was für uns recht lang ist, viel zu kurz und wir überlegen schon, welche Inseln wir im nächsten Jahr ansteuern werden.