Meerestulpen

Wir müssen über ein unangenehmes Thema reden.

Es geht um »Meerestulpen«. Zumindest im Schwedischen werden sie so genannt (havstulpan), was das ganze Thema irgendwie harmlos erscheinen lässt. Auf Deutsch heißen sie aber korrekt Seepocken. Bäh.

Ein Boot, welches über längere Zeit im Wasser liegt, wird früher oder später von Algen und Seepocken bewachsen. Das sieht nicht nur doof aus, sondern führt auch dazu, dass der Wasserwiderstand höher wird, das Boot somit langsamer wird und der Spritverbrauch steigt. Hier in der östlichen Ostsee ist das Problem nicht so stark ausgeprägt wie in der Nordsee oder gar im Mittelmeer. Dennoch muss ein Bootseigner regelmäßig etwas tun. Vielfach bedeutet dies, dass eine giftige Antifouling-Farbe aufgetragen wird. Die giftigsten Farben (mit Tributylzinn) wurden 2008 weltweit verboten, sodass heute kupferhaltige Farben eingesetzt werden, aber hier in Schweden (und einigen anderen Ländern) versucht man, auch vom Kupfer wegzukommen.

Statt Antifouling aufzutragen, haben wir uns entschlossen, den Rumpf regelmäßig mechanisch zu reinigen. Es gibt in Schweden mehr und mehr »Bootswaschstraßen«, die mit rotierenden Bürsten arbeiten. Da dies verhältnismäßig teuer ist (ca. 35 € für das 15-Minuten-Standardprogramm), machen wir dies nur für unser Segelboot. Für unser Motorboot, welches hier an der Insel liegt, habe ich dieses Jahr den Hochdruckreiniger geschwungen. Im Gegensatz zur Waschstraße muss das Boot dafür raus – zum Glück gibt es hier eine entsprechende Vorrichtung bestehend aus einem Paar Gleisen, einem darauf fahrenden Wagen und einem Elektromotor, der den Wagen zusammen mit dem Boot aus dem Wasser ziehen kann.

Das funktionierte auch alles ganz gut, abgesehen davon, dass uns der Wagen in ca. 1m Wassertiefe mit dem Boot drauf aus den Gleisen gesprungen ist. Da blieb mir nichts Anderes übrig, als hineinzuwaten und das Problem durch Körpereinsatz zu lösen. Aus irgendwelchen Gründen lag in unmittelbarer Nähe eine stabile Eisenstange, die sich perfekt als Hebel benutzen ließ. Das scheint also ein bekanntes Problem zu sein …

Der Mühe Lohn lässt sich in Zahlen ausdrücken: Die Höchstgeschwindigkeit stieg von 15 auf 20 Knoten (28 km/h auf 37 km/h)! Wobei man zugegebenermaßen den letzteren Wert nur bei glatter See, Rückenwind und ohne Beifahrer erreicht.

Die Seepocken setzen sich angeblich nur zu bestimmten Zeiten im Jahr fest – hoffentlich haben wir also bis zum nächsten Schub im nächsten Jahr Ruhe.

Iiihh, jede Menge Seepocken!

Marcel lässt Dampf ab … äh, das ist eigentlich ein Hochdruckreiniger

Kopfüber knieend, während das Wasser ins Gesicht spritzt – das ist Einsatz

Schön ist anders, aber wenigstens sind die Pocken weg

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