Ein Kommentar zur Wahrnehmung unseres Klimas – nicht für schwache Nerven

Sommer 2019 in Stockholm. Die kleinste Statue der Stadt, die regelmäßigen Besuch von Touristen bekommt.

Wir haben uns verfahren. Also wir, die Weltgemeinschaft in der globalisierten Wirtschaft an der Nadel fossiler Energie hängend, mit größtmöglich individualisierter Freiheit bar der dazugehörigen Verantwortung. Das Fatale bzw. Tragische daran: kein Mensch hat das wirklich so gewollt, die Mehrheit ist schließlich sozial, aber unzählige Einzelaktöre und Aktivitäten liefen unkoordiniert bzw. kurzfristig marktgesteuert zusammen (Fachbegriff Emergenz) und lassen nun das Fass überlaufen, oder genauer gesagt: umkippen. Unser Leben ist zu kurz, um das Klima direkt am eigenen Körper zu erleben, aber mit jedem weiteren Puzzlestück verdichtet sich ein und dasselbe Bild. Durch die Arbeit vieler Einzelner, zumeist Wissenschaftler, können wir heute einzelne Katastrophen deuten.

Für meine Großeltern, angefangen mit dem Nichts, in der Generation der Vertriebenen, Verlassenen und sich-selbst-überlassenen war das Hauptziel “Unsere Kinder sollen es mal besser haben”. Glücklicherweise traff dies zusammen mit dem billigen Zugang zu Öl, so dass die Energiedichte und Transportfähigkeit dieses Rohstoffes in einigen Ländern schneller zu mehr Wohlstand führen konnte, als es Erfindergeist, Fleiß und soziale Zusammenarbeit alleine je vermocht hätten.

Die Nachkriegskinder taten wohl daran sich vom Erbe der Kriegserfahrenen zu emanzipieren, so etwas wie eine neue Normalität in der Gesellschaft zu entwickeln und Traumata hinter sich zu lassen. Man richtete sich ein, technisierte und individualisierte unsere möglichen Lebensstile, fast jede Art von Fortschritt wurde als Freiheitsgewinn gefeiert – oder umgekehrt. “Unsere Kinder sollen durch gute Bildung mehr Wohlstand erreichen können” war vielleicht ein möglicher Leitsatz dieser Generation.

Warnungen dass diese Beschleunigungen in der Gesellschaft sowie der Raubbau an der Natur nicht ewig so weiter gehen können gab es bereits in den 70’ern. Spätestens in den 80’ern war der Wohlstand und der Zugang zu Information so weit verbreitet, dass die größten Ölunternehmen gezwungen waren gezielt Missinformation zu organisieren, um ihre Privilegien Geld und Macht über Nationalstaaten hinaus zu akkumulieren nicht zu gefährden. Und so wurde die Welt immer ungleicher und das Klimagleichgewicht der vergangenen 10.000 Jahre (ja, seit der Eiszeit …) wurde aus den Angeln gehoben.

Und jetzt, welche Lehren können wir aus 7 Jahrzehnten ungebremsten Wachstums ziehen? Welche Zukunft wünschen wir heute unseren Kindern und was liegt in unserer Hand dafür zu tun?

Die notwendige Kehrtwende hat in vielen Köpfen bereits stattgefunden, allerdings weit weniger Hände erreicht, um als macht- und systemverändernder Prozess wahrgenommen zu werden. Es leben Menschen in Kommunen oder Genossenschaften, lernen wieder mehr praktische Tätigkeiten, um vom Öl unabhängig zu wirtschaften und damit kleine, räumlich begrenzte Zukunftsperspektiven aufzubauen. Dem gegenüber, wer sich von Diskussionen zur Fleischsteuer oder SUV Schelte im Zuge der Klimakrise übergangen und überfordert fühlt, reagiert eher damit mit 600 PS in die nächste Stadt zu brausen. Aber die Mehrheit? Blickte stumm um den ganzen Tisch herum oder träumt von Technik und Wirtschaft.

Die Kinder, die jetzt auf die Straße gehen, verurteilen nicht ihre Eltern oder weitere Vorfahren für deren gut gemeinten Entwicklungen. Aber egal welchen Alters, wer in diesen Tagen nicht aufwacht und sich in irgendeiner Form bemüht die Perspektiven der heutigen Kinder ernst zu nehmen und zu verbessern, denen werden diese Kinder nicht verzeihen. Es gehört schon einiges dazu Greta’s Worte zu hören und die tiefe Verzweiflung in ihren Augen zu sehen und danach zum Alltag überzugehen. Einige Forscher und Denker formulieren es etwas weniger wertend: Wir sind heute die erste Generation, die die Klimakrise zusammenhängend versteht, aber die letzte, die etwas an ihrem Verlauf verändern kann. Und dabei sind sich Forscher sowie religiöse Führer einmal einig.

Also, volle Fahrt gegen die Mauer, keiner hat es gewollt und damit ist keiner schuld in diesem Dilemma? Nun, zum Abschluss ein paar mögliche Ausblicke:

Lasst uns in die Pedalen treten …

 

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