Elternzeithobby(s) in Krisenzeiten

Die ersten 4 Monate mit unserem Neuzuwachs Niklas sind um, da kam bei mir die Frage auf, worin ich nun die relativ knappe, flexible Zeit investiert habe. Bei Linus war ich noch etwa 8 Stunden am Tag mit Stillen und Windeln wechseln beschäftigt, Haushalt und Recherchen kamen dazu. Da war die Daumenregel, dass ich maximal eine Stunde am Tag für ‚mich‘ bzw. ein unabhängiges Projekt einsetzen konnte. Das ging auch nur, wenn die Nacht nicht zu oft unterbrochen war. Jetzt bei Niklas geht vieles für mich leichter von der Hand (etwa 3-4 Stunden über den Tag verteilt zum Stillen und Windel wechseln), so weit, dass ich fast schon wieder ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich nicht mehr von dem Baby gefordert werde. So bleiben mir jetzt 2-4 Stunden am Tag zur ‚freien‘ Verwendung, bis auf den durchschnittlichen Tag pro Woche an dem die Nacht nicht zur Erholung reichte.

Viele Wunschprojekte sind auf der Strecke geblieben, aber einiges konnten wir doch in die Tat umsetzen:

  • Essensbestellung für mehrere Haushalte – etwa 8 Stunden jede zweite Woche, im April wöchentlich.

    Ein paar Obst- und Gemüsekisten fertig gemischt zur Abholung.

Durch die Corona-Krise wurde es für viele auf der Insel schwer die Supermarktlieferung in Anspruch zu nehmen, denn die Termine waren 2 Wochen im Voraus schon vergeben. Dazu waren einige Waren knapp durch Hamsterkäufe, wie z.B. Pasta und Dosentomaten. Daher war es in dieser Situation für uns hilfreuich den Kontakt zu Bio-Lieferanten zu haben, denn die belieferten normalerweise Restaurants, Schulen und Kindergärten, und hatten gerade in den Restaurants gerade weniger Abnehmer. Somit organisierten wir Bestellungen von hauptsächlich frischen Obst und Gemüse, aber auch Milch, Eier, Jogurt sowie haltbare Trocken- oder Dosenwaren. Es haben bis zu 13 Haushalte teilgenommen und somit bestellten wir in einer Lieferung oftmals Waren im Wert von ~800 Euro. Meistens hat Marcel diese morgens mit dem Boot abgeholt, oft auch mit Hilfe von Nachbarn, und nachmittags teilten wir die Waren in Kisten auf und sie wurden bei uns abgeholt. Eine schöne Aufgabe an der frischen Luft, wo es selbst für die besorgtesten Nachbarn recht risikoarm war gute Nahrungsmittel zu bekommen. Ich genoss vor allem die frischen Farben, den Geruch wie am Markt und dass wir das Essen im Vergleich zum Supermarkt recht verpackungsarm bekommen konnten. Schmecken tut es außerdem auch besonders gut!

  • Garten – Zum Teil täglich 1-2 Stunden, wenn das Wetter es zulässt.

    Unser neues Himbeerbeet (mit grünem Spargel und Erdbeeren …)

    Neben den eher winterlichen Aufräumarbeiten, die uns auch noch weit in den Frühling hinein beschäftigten (BigBags mit Bauschutt aus den letzten Jahrzehnten füllen …), habe ich mit besonderer Freude dieses Jahr ein paar neue Beete angelegt. Zum Anlass von Niklas Geburt wollte ich insbesondere ein paar Himbeerbüsche anpflanzen und habe dazu eine sonnige Stelle ausgesucht, die ansonsten bei Marcel auf der todo-Liste stand, um sie flacher zu machen und dem Rasen anzugleichen. Ein anderes Beet ist oben auf dem Felsen entstanden, wo vorher quasi eine Mülldeponie war (der Baum darin war abgestorben und Marcel hat das Loch im Felsen komplett geleert …). Ich fand es besonders schön mit den Kindern so viel Zeit draußen zu verbringen. Niklas war immer im Kinderwagen oder Autositz dabei, der Linus sprang um uns herum mit Schaufel, Harke oder Gießkanne oder er war nebenan auf dem Spielplatz. Mindestens 7 Vogelpaare konnten wir beim niesten aus der Nähe beobachten und diverse Pflanzen im Garten neu entdecken.

  • Mundschutz nähen – hauptsächlich im Mai, immer mal wieder 1-2 Stunden, insgesamt wohl etwa 15 Stunden. Eine nette überschaubare Herausforderung für mich, dessen Produkt vielleicht noch dem einen oder anderen nützlich sein konnte, als wir sie nach und nach nach Deutschland schickten. Zudem ist in irgendeiner Weise aktiv werden ja auch eine passable Krisenbewältigungsstrategie …
  • Mehr-als-ein-Kind hüten – es waren 3 Wochen vor Ostern, in denen wir Linus vom Kindergarten fern hielten und die jahreszeitlich üblichen, leichten Erkältungssymptome Zuhause auskurierten. Also, unsere persönliche ‚lockdown‘-Zeit mit minimalen Außenkontakt. Ein Hobby ist das natürlich nicht, aber ein Alltag, der die gesamte verfügbare Zeit aufsog. Versüßt haben wir uns die Zeit mit dem einen oder anderen Videotelefonat oder mit süßem Gebäck am Nachmittag. Marcel hat in diesen Wochen sich das home-office in der Gästehütte eingerichtet. Seine exklusiv-für-2-Kinder-da-sein Zeit war dann eine Stunde Mittwoch abends, wenn ich bei einer Nachbarin auf der Terrasse das Zumba Training besuchen konnte.
  • Podcasts hören – eine halbe bis ganze Stunde täglich, je nach Verfassung und Laune. Es zählt vielleicht nicht so ganz als Hobby, schließlich lässt sich das hier mit sehr vielen anderen Aktivitäten wie joggen, Haushalt machen oder Baby stillen kombinieren. Dennoch ist das eine ausgeruhte und inspirierende Art und Weise sich mit dem Weltgeschehen auseinanderzusetzen. Hier meine deutschsprachigen Favoriten:
    • https://s4f-podcast.de/
    • https://www.zeit.de/serie/alles-gesagt
    • https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/quarks/index.html
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